Immunsystempasst sich an
Ein Verständnis darüber, was man unter dem Begriff Disruption im unternehmerischen Kontext zu verstehen hat, lässt sich sehr gut im Vergleich mit dem Imunsystem eines Organismus erlangen. Komplexe Organismen wie der Mensch benötigen, um zu überleben, ein Immunsystem, das sich permanent an seiner Umwelt orientiert und sich dieser anpasst. Initiiert wird dieser Anpassungsprozess unter anderem durch Infektionen oder durch Krankheiten, mit denen unser Immunsystem täglich konfrontiert wird und Zeitgenossen, die in unserem Körper einen Infekt erzeugen könnten, eliminiert. Demzufolge erzeugt die Evolution ein Druckpotenzial, dem sich das Immunsystem stellen muss, um zu überleben. Die durch Infektionen oder Krankheiten hervorgerufenen Anpassungsprozesse haben aber nicht zur Folge, dass der Organismus jedes Mal ein komplett neues Immunsystem bekommt. Es werden immer nur jene Teile des Immunsystems modifiziert, die dem Infekt oder der Krankheit entgegenwirken.
Vergleicht man die Innovationsprozesse der Evolution mit denen der Wirtschaft, so ist die Evolution im Vorteil – vor allem zeitlich. Dem Organismus steht wesentlich mehr Zeit zur Verfügung, sich den evolutionär bedingten Entwicklungsschritten anzupassen. Greift ein Infekt diesen Organismus an, so ist dieser in der Lage, den Eindringling zeitnah zu erkennen und zu reagieren. Die gleiche Strategie verfolgen mittelständische Unternehmen wie Kärcher, Stihl oder Miele. Angefangen vom Familienbetrieb, sind diese Unternehmen heute weltweit in über 100 Ländern vertreten. Weil sie sich permanent den Erfordernissen angepasst haben. Der Zukunftsforscher Matthias Horx bezeichnet diese Strategie als ,,graduelle Kunst der Evolution“. Damit meint er, dass Betriebe nicht nur ihre Produkte, sondern auch ihre Prozesse ständig verbessern und somit den Disrupteuren davonlaufen.