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Lernerfolg und Nachhaltigkeit

Eine Reaktion auf die skizzierten strukturellen Probleme wäre z. B. dass der adäquate Lernzuwachs des betroffenen Personenkreises nicht nur fachlich sondern auch in Bezug auf die Sprachkompetenz einmal monatlich für ein zuvor festgelegtes Thema durch den Weiterbildungsbefugten der jeweiligen Klinik überprüft wird. Dieses Vorgehen lässt sich mit den von der Ärztekammer geforderten Weiterbildungsgesprächen kombinieren. Lernen kann den jeweiligen Ärzten nicht abgenommen werden, man sollte sie aber dabei aktiv unterstützen. Dies ist möglich, in dem ein Muttersprachler bzw. eine Muttersprachlerin benannt wird, die sich in einem vorgegebenen täglichen Zeitfenster der sprachlichen Problematik annimmt. Idealerweise sollte es ein Arzt/Ärztin sein, mit der die ausländische Kollegin bzw. der ausländische Kollege eng zusammenarbeitet. Ein solches Vorgehen könnte mit einer gemeinsamen Korrektur der Arztbriefe kombiniert werden. Ergänzend zum monatlichen Gespräch mit dem Weiterbildungsermächtigten, sollten der ausländischen Ärztin bzw. dem ausländischen Arzt während der Probezeit verpflichtend vorgegeben werden mit seinem Sprachpaten die täglich anstehenden Herausforderungen zu besprechen. Ein tägliches Zeitfenster von 15-20 Minuten, in dem der Sprachpate mit dem ausländischen Arzt/Ärztin in einem nicht öffentlichen Raum Fragen klären oder die Aussprache üben kann, rundet den beruflichen und sprachlichen Integrationsprozess ab.

Der zweite Aspekt, der die Nachhaltigkeit und den Lernerfolg sichert, ist die Integration der Sprachensuite in die Lernplattform ILIAS. Mit dieser werden den ausländischen Ärzten und Ärztinnen virtuell kollaborative Sprachanwendungen zur Verfügung gestellt, mit denen sie neben der Vermittlung fachspezifischer Inhalte über das Interaktive Textsystem, der Sprach- und Lesekompetenzanwendung sowie durch komplette Online Deutschkurse in ihrer Muttersprache auch umgangssprachliche  Kompetenzen individuell und autonom perfektionieren können. Das integrierte Sprachlabor ermöglicht es sowohl ihre Aussprache als auch ihr Hörverständnis selbstständig autonom zu üben. Die fachspezifischen Inhalte orientieren sich zum einen an den jeweiligen medizinischen Disziplinen und zum anderen sind sie auch Grundlage der oben beschriebenen Gespräche mit dem Sprachpaten bzw. dem Weiterbildungsbefugten. Mit der Sprach- und Lesekompetenzanwendung lassen sich im beruflichen Alltag reelle Szenarien abbilden wie, Patientenvorstellung, Aufklärungsgespräch, Patientenaufnahme und Präsentationen. Mittels virtuellem Konferenzraum werden zusätzlich Konversationskurse abgehalten, an denen ausländische Kollegen aus anderen Kliniken des Konzerns teilnehmen können ohne lange Reisewege in Kauf zu nehmen. Bei diesen Konversationskursen ist neben einem Sprachlehrer auch der Weiterbildungsermächtigte bzw. einer der Sprachpaten der jeweiligen Klinik und ein Sprachlehrer beteiligt.

Mit dieser Konzeption wird didaktisch ein umfangreiches und intuitives Blended-Learning-Szenario realisiert bei dem das Flipped-Classroom-Prinzip vollständig umgesetzt wird und somit der Lernerfolg und die Nachhaltigkeit erreicht werden kann und soll. Tragende Säulen dieser Blended-Learning Konzeption sind neben den verschiedenen Anwendungen, die Konzepte des Social-Video-Learning, des Social-Audio-Learning und die des Timeline-Coaching. Ergänzt wird dieses Konzept durch komplette Online Deutschkurse in der jeweiligen Sprache des ausländischen Arztes/Ärztin. Diese Online Deutschkurse erfüllen die von den Gesundheitsminister der Länder festgelegten Bedingungen (Niveau A1- B2) in Bezug auf die Umgangssprache. Die Anforderungen an das Sprachkompetenzniveau C1 für die fachsprachliche Kompetenz, wird durch die Inhalte des Interaktiven Textsystems umfangreich behandelt.  Vor allem das virtuelle Sprachlabor zum Üben der Aussprachekompetenz und dem Hörverständnis stößt auf große Zustimmung.